Maro Dromm- Sui Generis

Verein zum Erhalt der Kultur und Sprache der Sinti in Deutschland.

 

 

Bundesvereinigung in Deutschland gegründet

Sinti und Roma in Deutschland ver­ei­ni­gen ihre Kom­pe­ten­zen in neuer Bundes-Or­ga­ni­sa­tion

Am 2. August 2021 haben sich etablierte Vereine und Or­gani­sa­tio­nen der Sinti und Roma aus ganz Deutschland zu­sam­men­ge­schlos­sen, um den zu­künf­tigen Auf­gaben als Bundes­vereinigung der Sinti und Roma e.V. i. G. (BVSR) struk­tu­riert und trans­pa­rent zu be­gegnen.

Die Gründungsversammlung fand im Paul-Löbe-Haus in Berlin statt. Sitz der BVSR ist Berlin. Auch die Ge­schäfts­stelle wird in Kürze in der Haupt­stadt, in der Nähe der Bundes­allee er­öffnet. Weitere Selbst­organi­sa­tionen haben be­reits ihre Aufnahme be­antragt und sind will­kom­men. In der BVSR vereinen erst­mals etablierte Vereine ihre Kom­peten­zen in den Be­rei­chen Empower­ment, Wirtschaft, Recht, Medien, Familie, Bildung, Geschichte, Forschung, Gedenken und Min­der­heiten­inter­es­sen zu einer neuen Bundes­vertretung.

Der 15-köpfige Vorstand besteht gleich­berech­tigt aus Frauen und Männern. Als Vor­sitzende wurde Esther Reinhardt-Bendel (RomnoKher gGmbH/Ini­tia­tive Sinti-Roma-Pride) ge­wählt. Stell­ver­tre­tende Vor­sitzen­de ist Kelly Laubinger (Cinti Union Schles­wig-Holstein e. V.). Als Ge­neral­sekre­tär wurde Romeo Franz (MdEP) be­auftragt.

Zu den wichtigen Zielen der Bundesvereinigung gehören:

  • den uneingeschränkten Schutz des Denkmals für die er­mor­de­ten Sinti und Roma Euro­pas her­zu­stellen,
  • die gleichberechtigte Teilhabe in den Berei­chen Wirt­schaft/Woh­nen/Ge­sund­heit und be­son­ders in der Bildung her­zu­stellen,
  • die Förderung von Frauen und jungen Menschen.





03.03.2021/ Gedenkstätte Ahlem/Hannover.

Tag des Gedenkens an die Deportation der Sinti und Roma:


Neuigkeiten Aktionsbündnis  „Unser Denkmal ist unantastbar."

Tagesspiegel: 08.03.2021.

Mahnmal des Völkermords an Sinti und Roma „Die Bahn bringt die Erinnerungskultur in Gefahr“

Link:

https://m.tagesspiegel.de/politik/mahnmal-des-voelkermords-an-sinti-und-roma-die-bahn-bringt-die-erinnerungskultur-in-gefahr/26982700.html?fbclid=IwAR1dO3zUximsCENLiXC26sug0ja9v27gxv4OFcLRlS0pBSIqKhCkr1z6ei0


Niedersächsischer Verband deutscher Sinti e.V. fordert lückenlose Aufklärung von Polizeiübergriffen.

Am Samstag, dem 06. Februar 2021, sollen in der baden-württembergischen Stadt Singen zwei Polizisten ein elfjähriges Kind während des Spielens mit Freunden anlasslos kontrolliert haben. Einer der Polizisten soll den 11-Jährigen in gebrochenen Romanes sinngemäß mit den Worten: „Einer von den Zigeunern, die kennen wir ja“, „Du kommst eine Nacht hinter Gittern“ und „Der Tod kommt dich holen“ gedroht haben. Die Polizeibeamten durchsuchten das Kind und fanden ein kleines Messer, welches gesetzlich erlaubt ist. Sie fixierten die Hände mit Handschellen auf dem Rücken, verbrachten ihn unter körperliche Gewalt in den Einsatzwagen und nahmen ihn mit zur Polizeiwache. Er wurde eine halbe Stunde in einem Verhörzimmer festgehalten, ohne seine Familie kontaktieren zu dürfen, bevor er die Polizeiwache verlassen durfte.

Welche Auswirkungen das für Betroffene mit sich bringt, schildert die Familie des elfjährigen Kindes eindringlich: „Das war ein Polizeiübergriff auf ein Kind, auf einen 11-jährigen Sinto! Wir sind als Familie psychisch mitgenommen. Mein Sohn hatte von den Handschellen Striemen an den Händen.“

Der niedersächsische Verband deutscher Sinti e.V. kritisiert deutlich das Verhalten der Polizeibeamten und verurteilt die rassistischen Aussagen eines der Beamten auf das Schärfste.

Das wäre ein rechtswidriger, skandalöser Fall von Malignen-Zigan- Projektionismus (Antiziganismus) in Verbindung mit Amtsmissbrauch.
In dem sogar einem Kind, eine vorgefertigte und zur Diskriminierung brauchbare „Ziganprojektion“ wie eine Schablone übergeworfen wird, wird dem so stigmatisierten, der Status der Gleichwertigkeit abgesprochen, Benachteiligung oder Gewaltaktion als natürliches Resultat der Andersartigkeit und damit als gerechtfertigt empfunden oder dargestellt.

Die Polizei, steht im historischen Kontext der Verfolgung und Ermordung von Sinti als auch Roma in der NS-Zeit.
Die Narben der Verfolgung und Vernichtung der Sinti und Roma zwischen 1933 und 1945, sind bei den Überlebenden und ihren Nachkommen längst nicht verheilt.
Wenn das langsam beginnende Vertrauen unserer Minderheit in die Polizei nicht gleich wieder beschädigt werden soll, müssen solche Vorfälle lückenlos aufgeklärt und transparent dargestellt werden.

Berichte über, durch Ziganprojektionen-motivierter Brutalität von Polizisten gegenüber Sinti oder Roma, wie 2019 in Leer Ostfriesland, wo sogar offensichtlich unbeteiligte gebrechliche ,ältere Frauen und Kinder nicht verschont blieben, werden uns in letzter Zeit vermehrt zugetragen.
Vor dem Hintergund fordert der niedersächsische Verband deutscher Sinti e. V.  ein Umdenken in der Politik:
„Im vergangenen Jahr lehnte der Bundesinnenminister Horst Seehofer eine Studie zu Racial Profiling ab. Aber dieser und viele weiter Vorfälle von Rassismus und anderer Formen von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit innerhalb der Polizei, verdeutlichen das in dieser Institution genauso Vorurteile wie im gesellschaftlichen Querschnitt vorhanden sind. Solch eine Studie wäre längst überflüssig und würde für Minderheitsgruppen ein Signal sein, dass auch ihre Sorgen und Ängste wahrgenommen werden“

Mario Franz

Nds. Verband deutscher Sinti e.V.
Maro Dromm Sui Generis e.V.
Nds. Beratungsstelle für Sinti und Roma e.V.


RomnoKher News: Polizistenübergriff auf 11-jähriges Kind in Singen




https://www.sueddeutsche.de/politik/polizei-baden-wuerttemberg-sinti-polizeigewalt-kind-handschellen-1.5201627?fbclid=IwAR0tWu8-rr8fctmBi2a7d8kkX6FpLzrvCG-lva1VBvaDch8lv61BFL8wGK8







Virtuelle Gedenkfeier für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 2021


Ansprache der Landrätin und Schulprojekt

Landrätin Anna Kebschull wird in ihrer Ansprache an die Befreiung des NS-Vernichtungslagers Auschwitz durch sowjetische Truppen 1945 erinnern. Ein Schwerpunkt ihrer Rede wird das Schicksal von 500.000 Sinti und Roma sein, die der NS-Todesmaschinerie zum Opfer fielen.
Den Worten der Landrätin wird ein gleichfalls vorproduziertes Video der Alexanderschule Wallenhorst folgen. Schülerinnen und Schüler hatten sich im Rahmen eines Tandemprojektes mit dem Sinti-Kulturverein Maro Dromm Sui Generis und eines deutsch-polnischen Schüleraustauschs 2015 auf den Weg nach Auschwitz gemacht. Sie haben sich dabei intensiv mit dem Holocaust und dem NS-Rassismus auseinandergesetzt. In dem Video blicken einige der Beteiligten in Interviews nach fünf Jahren auf das Erlebte zurück: Was ist geblieben? Inwiefern hat sie diese Fahrt

verändert?

 

Weiteres Programm

Am Vormittag des 27. Januar findet die Kranzniederlegung – aus Infektionsschutzgründen im kleinsten Kreise – statt. Landrätin Anna Kebschull, wenige weitere Vertreter aus Stadt und Landkreis, Baruch Chauskin von der Jüdischen Gemeinde Osnabrück und Mario Franz als Sprecher des Niedersächsischen Verbandes Deutscher Sinti gedenken zeitversetzt am Mahnmal Augustaschacht  der Opfer des Nationalsozialismus. Im Anschluss trägt Baruch Chauskin, Kantor der Jüdischen Gemeinde Osnabrück, die Totenklage „El Male Rachamim“ vor. Ferner spricht Mario Franz ein Klagegebet in Romanes.

 



Aktionsbündnis "Unser Denkmal ist unantastbar!" - 10 Fakten zum aktuellen Stand 29.11.2020





Aktionsbündnis „Unser Denkmal ist unantastbar!“

„Unser Denkmal darf nicht angefasst werden. Es ist das einzige, was wir haben.
Wer das Denkmal anfasst, tötet unsere Menschen ein zweites Mal“

(Zilli Schmidt, geb. 1924, Überlebende des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau)

„Das Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma Europas
in seiner gesamten Ausdehnung darf nicht berührt werden!
Wenn es jemand wagt, werde ich persönlich kommen
und es mit meinem Körper schützen“

(Dani Karavan, Künstler und Schöpfer des Denkmals
für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas in Berlin)

 






      

Maro DrommSui Generis .e.V.


Mario Franz, Niedersächsischer Landesverband Deutscher Sinti e. V.:

Maro Dromm sui Generis e.V

Keine Zerstörung des Denkmals für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma! Nach dem bisherigen Sachstand soll die Trassenführung der neuen Berliner S-Bahnlinie unter dem Mahnmal verlaufen. Ein Teil des Denkmals würde für die Öffnung der Baugrube beseitigt. Das Mahnmal würde zerstört. Ein Grabmal würde beschädigt werden und damit das Andenken an die Opfer. Es handelt sich deshalb für uns nicht um einen temporären Eingriff. Die Überlebenden der Todesmaschinerie des „Dritten Reichs“ unter den Sinti und Roma sowie ihre Nachkommen mussten 70 Jahre um diese Anerkennung kämpfen - dass endlich eine Gedenkstätte in der Hauptstadt an einem zentralen Ort geschaffen wurde, die an ihre Verfolgung gemahnt und die Opfer würdigt. Sinti und Roma waren viel zu lange ohne Heim und ohne Grab. Endlich, vor nicht ganz acht Jahren, wurde am 24. Oktober 2012 im Beisein von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Joachim Gauck das Denkmal eingeweiht. So viele unter den europäischen Sinti sowie Roma verstanden dies als grundlegenden Schritt zur Versöhnung durch Anerkennung. Die geplante Beschädigung oder gar Zerstörung des Mahnmals reißt kaum verheilte Wunden der Verfolgung und Ermordung hunderttausender Sinti und Roma wieder auf und wirkt wie ein Schlag ins Gesicht aller Überlebenden der Verfolgten des Naziregimes. Ein derartiges Vorgehen wäre nicht nur pietätlos, sondern zugleich auch Dokument für einen unreflektierten Umgang mit der eigenen nationalsozialistischen Geschichte. Die Berliner Verkehrsbetriebe setzten im Zweiten Weltkrieg tausende Zwangsarbeiter ein. Die Reichsbahn deportierte Juden und Roma sowie Sinti Richtung Osten in die Todeslager. Wer einmal Konzentrationslager wie Auschwitz besucht hat, hat als ersten und bleibenden Eindruck die, für Millionen von Menschen in den Tod führenden, Bahnschienen vor Augen.
Ein Denkmal, wie das Mahnmal in Berlin, wird von Sinti und von Roma stellvertretend als Grabmal und Andenken für Hunderttausende von ermordeten Angehörigen empfunden, die von den Nationalsozialisten verbrannt und namenlos verscharrt wurden. Es ist kein Show-Objekt.
Das Andenken an Verstorbene hat bei Sinti schon aus der Verfolgungsgeschichte, aber auch aus ihrer Kultur heraus den höchsten Stellenwert, denn aufgrund der immer wieder kehrenden Verfolgungen und Repressalien gab es nur selten ein - an die Ermordeten erinnerndes - Kleinod oder ein Bildnis. Es ist unter anderen deshalb weder verkäuflich noch soll damit Tauschhandel betrieben werden.
Es steht für die Überlebenden und ihren Nachkommen unter absolutem Kulturschutz und ist unantastbar.
Auch in einem allgemeinen kulturellen Verständnis ist es nicht möglich, eine Straße durch einen Friedhof zu bauen, der noch genutzt wird – und dafür steht stellvertretend das Denkmal - ohne den Ort zu entweihen und die Angehörigen zu verletzen, wäre dieser Vorgang nicht möglich.
Das Mahnmal ist für uns unantastbar, ein Abbau, seine Zerstörung oder Verlegung nicht verhandelbar. Wir fordern alle Beteiligten und Verantwortlichen auf, nach einer anderen Lösung zu suchen!



Mit Bestürzung und Entsetzen haben wir erfahren, dass das nationale Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas in Berlin durch den geplanten Bau der S21 massiv beeinträchtigt und beschädigt werden könnte. Für uns als Nachfahren der Opfer des deutschen Völkermordes an den Angehörigen unserer Minderheiten ist dieses Denkmal ein unersetzlicher Ort, um den wir lange kämpfen mussten.
Das Denkmal nahe dem Reichstagsgebäude ist ein sehr spätes Bekenntnis der Bundesrepublik Deutschland zur Verantwortung für den Massenmord an bis zu 500.000 Sinti und Roma in Europa, ein Ausdruck der Anerkennung des zugefügten Unrechts. Für die deutschen und für die europäischen Sinti und Roma ist dieser Ort der Trauer und des Gedenkens unantastbar, umso mehr, als unsere während des Zweiten Weltkrieges von Deutschen und ihren Helfern ermordeten Menschen kein Grab haben: Frauen, Männer und Kinder wurden, weil sie Sinti oder Roma waren, in Gruben erschossen und verscharrt oder in den Gaskammern erstickt und anschließend in Krematorien verbrannt. Ihre Asche wurde in der Umgebung verstreut. Für viele deutsche Sinti ist das Denkmal ein symbolisches Grabmal: mulno – ein unverletzlicher Ort, der dem Andenken und der Ehre unserer Toten gewidmet ist.
Das Denkmal ist darüber hinaus das nationale Zeichen gegen Antiziganismus, den Rassismus gegen Menschen mit Romani-Hintergrund.
Das Denkmal ist nicht zuletzt auch ein bedeutsames Gesamtkunstwerk des international anerkannten israelischen Künstlers Dani Karavan und des Musikers, Europaabgeordneten und Sinto Romeo Franz.
Bei den derzeit in Erwägung gezogenen Trassenführungen der S21 wurde diese besondere Bedeutung des Denkmals offenbar nicht beachtet. Das Denkmal würde massiv beschädigt, das Gedenken wäre unmöglich. Das ist unvorstellbar, es ist nicht hinnehmbar und nicht verhandelbar!
Wir begreifen das Denkmal einschließlich des Baumbestands als einen „Zwangspunkt“ im Bauvorhaben, der für den Verlauf der S-Bahn-Trasse maßgeblich sein muss.

Im Namen eines sich breit formierenden Aktionsbündnisses, dem sich bereits jetzt mehrere Landesverbände und bundesweit tätige Einrichtungen der Sinti und Roma angeschlossen haben und das deutschland- und europaweit immer weiter wachsende Unterstützung erhält, fordern wir daher alle Verantwortlichen auf, in den anstehenden Beratungen mit dem Deutschen Bundestag und der Deutschen Bahn eine Trassenführung zu finden, die das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas in seiner Gesamtheit nicht antastet und unsere Trauer respektiert.
Dem Aktionsbündnis „Unser Denkmal ist unantastbar!“ liegen bereits tausende von Unterschriften gegen eine Beeinträchtigung des Denkmals vor, die von dem Bündnispartner Initiative Sinti-Roma-Pride gesammelt wurden. Das Bündnis wird mit weiteren Aktionen auf die unvorstellbare Geschichtsvergessenheit hinweisen und für die Unverletzlichkeit des Denkmals kämpfen.

Kontakt:
Daniel Strauß
RomnoKher gGmbH
B 7,16, 68159 Mannheim
E-Mail: info@romnokher.de 
Tel: 0176 214 98 662

Alexander Diepold
Hildegard Lagrenne Stiftung
B 7,16, 68159 Mannheim
E-Mail: info@hildegard-lagrenne-stiftung.de


Unterstützer des Aktionsbündnis „Unser Denkmal ist unantastbar!“:

Hildegard Lagrenne Stiftung für Bildung, Inklusion und Teilhabe von Sinti und Roma in Deutschland (Koordination)
RomnoKher gGmbH – Ein Haus für Kultur, Bildung und Antiziganismusforschung (Koordination)
Madhouse München gGmbH
Verband Deutscher Sinti und Roma, Landesverband Baden-Württemberg e. V.
Beratungsstelle für gleichberechtigte Teilhabe von Sinti und Roma, Mannheim
Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas
Niedersächsische Beratungsstelle für Sinti und Roma e. V.
Niedersächsischer Landesverband Deutscher Sinti e. V.
Maro Dromm Sui-Generis e. V.
Sinti & Roma Mittelweser e. V.
Niedersächsischer Landesverband Deutscher Sinti e. V.
Initiative Sinti-Roma-Pride Lesben- und Schwulenverband (LSVD) Freudenberg Stiftung
Rom e. V.
Fikri Anil Altintas, Schwarzkopf Stiftung Junges Europa
Lena Prötzel, Programmleitung, Schwarzkopf-Stiftung
Nermin Sali, Bremen

Statements aus der Presseerklärung des Aktionsbündnisses
„Unser Denkmal ist unantastbar!“

am 25.06.2020 – in voller Länge abzurufen auf Youtube
unter https://www.youtube.com/user/romnokher


Zilli Schmidt, 95-jährige Überlebende des NS-Völkermords:

Unser Denkmal darf nicht angefasst werden. Wer das tut, der tötet unsere Menschen ein zweites Mal. Das ist eine große Schande, dass die Deutsche Bahn vergessen hat, dass die Reichsbahn unsere Menschen in die Gaskammern gefahren hat. Eine große Schande wäre das, wenn unser Denkmal angefasst wird. Ich hoffe nicht, dass ihr es tun werdet. Ich bin eine Alte mit 95 Jahren und war in Auschwitz, aber Gott hat mich alleine rauskommen lassen. Meine ganze Familie ist dort vergast worden. Ich hoffe nicht, dass unser Denkmal angefasst wird. Das wär für uns sehr, sehr schlimm. Dann muss ich noch weiter Antidepressiva essen, damit ich abends schlafen kann. Sonst schlafe ich überhaupt nicht. Ich danke euch dafür, ich glaube, dass ihr das nicht machen werdet.
Ich hoffe es nicht, Gott gebe es.

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Dani Karavan, Künstler des Denkmals für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas:

"The monument for the murdered Sinti and Roma of Europa in its entire extent shall not be touched!
A tramway line can be moved but not an art work. Especially in the actual context of racist manifestations, any damage to memorial would be
an injury to the Sinti Roma people If anyone dares to touch any part of the artistic ensemble of the monument I will come personally and protect it with my body, sue the aggressor and make an international scandal about it. The discussion about a possible derogation harms the dignity of the ensemble and has to stop immediately.”

„Das Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma Europas in seiner gesamten Ausdehnung darf nicht berührt werden!
Eine Straßenbahnlinie kann bewegt werden, aber kein Kunstwerk. Insbesondere im tatsächlichen Kontext rassistischer Manifestationen wäre jede Beschädigung des Denkmals eine Verletzung der Sinti-Roma Wenn jemand es wagt, einen Teil des künstlerischen Ensembles des Denkmals zu berühren, werde ich persönlich kommen und es mit meinem Körper schützen, den Angreifer verklagen und einen internationalen Skandal darüber machen.
Die Diskussion über eine mögliche Ausnahmeregelung schadet der Würde des Ensembles und muss sofort aufhören.“

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Romeo Franz, Künstler und Mitglied des Europäischen Parlaments:

Ich rede hier heute als Künstler, der das Klangbild am Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas komponiert und eingespielt hat. Das Klangbild ist ein Teil dieses Denkmals, das von Dani Karavan entworfen und gebaut wurde. Das Denkmal bezieht sich nicht nur auf den Brunnen und auf die Steine, die um den Brunnen herum liegen, in denen die Namen der KZ-Lager eingemeißelt sind, sondern es bezieht sich auf das ganze Areal, das heißt auch auf die Bäume, die rechts und links stehen, und die Tafeln, die angebracht worden sind, gehören zu diesem gesamten Kunstwerk. Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich mit Dani Karavan tagelang die Installation für den Ton gemacht habe, damit es die richtige Wirkung hat, die es heute hat, die zu dem ganzen Denkmal gehört. Das würde auch bedeuten, wenn Bäume gefällt würden, würde das den gesamten Charakter des Denkmals verändern, und somit wäre dieses Kunstwerk zerstört. Das dürfen wir nicht zulassen und dazu hat sich auch Dani Karavan ganz klar geäußert. Ich weiß noch, wie wir 20 Jahre lang für das Denkmal gekämpft haben und wie erniedrigend diese Zeit war, wie oft wir uns erniedrigt fühlten von dieser Diskussion. Ich kann mich noch gut erinnern, dass man aus unserem Denkmal ein „Zigeuner-Denkmal“ machen wollte und dass man da wenig Empathie hatte.
Jedenfalls sind diese 20 Jahre des Kampfes um das Denkmal unauslöschlich in unser Gedächtnis eingebrannt. Und nun, nach acht Jahren, stellt man sich ernsthaft die Frage oder zieht in Erwägung, wegen einer Bahntrasse unser Denkmal abzubauen oder zu verändern. Diesen Gedanken empfinde ich als eine Schande. Es ist eine Schande, überhaupt diesen Gedanken zu haben und es zeigt, welche Geschichtsvergessenheit Institutionen und auch die Deutsche Bahn hat, dass sie die Bedeutung des Völkermords an unseren Menschen kaum auf dem Schirm haben.
Deswegen fordere ich, dass unser Denkmal nicht angetastet werden darf und zu einem Zwangspunkt erklärt werden muss, der für den Verlauf der S-Bahn-Trasse maßgeblich ist, so wie auch das Denkmal für die ermordeten Juden Europas.

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Alexander Diepold, Hildegard Lagrenne Stiftung:

Die Hildegard Lagrenne Stiftung (HLS) wurde am 25. Oktober 2012, am Tag nach der Einweihung des Denkmals für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas, von Sinti und Roma gegründet. Sie ist die erste Stiftung, die ausschließlich aus Mitgliedern mit Romani-Hintergrund errichtet wurde und die sich im Schwerpunkt darauf konzentriert, Bildungsbarrieren zu überwinden, gegen strukturelle und individuelle Benachteiligung einzutreten und sich dafür
stark macht, Bildungskarrieren zu fördern. Sie hat sich zur Aufgabe gemacht, auf Bundesebene eine Vertrauensanlaufstelle für Sinti- und Roma-Organisationen zu werden und Minderheitenorganisationen zu unterstützen.
Als bekannt wurde, dass durch die Baupläne der Deutschen Bahn das Mahnmal der Sinti und Roma beschädigt werden könnte, ist die HLS von vielen Vereinen angerufen worden. Es sind mehrere Petitionen entstanden, in Berlin wurde demonstriert und es formierte sich ein Aktionsbündnis, das deutliche Signale in die Öffentlichkeit setzt, dieses Mahnmal in seiner Gesamtheit zu erhalten, d.h. dass auch keine Teilbeschädigungen passieren dürfen. Der gesamte Stiftungsrat der Hildegard Lagrenne Stiftung hat sich ausdrücklich dagegen verwehrt, dass dieses Mahnmal angetastet wird.
Frau Prof. Rita Süssmuth, ehemalige Bundestagspräsidentin, ist im Stiftungsrat. Sie sagt: „Jeder Tag, an dem darüber diskutiert wird, ob dieses Mahnmal abgebaut werden muss zugunsten einer Trassenführung, ist eine Verletzung der Würde von Sinti und Roma. Das Mahnmal ist ein symbolisches Grabmal, ein historischer Ort der Erinnerung, der in seiner Kontinuität nicht unterbrochen werden darf.“ Legt man 2026 als Baubeginn zugrunde, so muss mit einer Bauzeit von ca. 10 Jahren gerechnet werden, in denen das Mahnmal nicht mehr besucht werden kann. In 16 Jahren wird es keine Zeitzeugen mehr geben und auch die ersten Nachkommen unserer Zeitzeugen werden größtenteils nicht mehr leben. Die Unterbrechung der Erinnerung würde zur Kultur des Vergessens werden. Mit dem Aktionsbündnis soll das verhindert werden.

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Verena Lehmann, Initiative Sinti-Roma-Pride:

Die Initiative Sinti-Roma-Pride schließt sich ebenfalls dem Aktionsbündnis “Unser Denkmal ist unantastbar“ an.
Dieses Denkmal ist der Ort, an dem Sinti und Roma aus ganz Europa um ihre Menschen trauen, die vom Naziregime ermordet wurden. Sie wurden im Auftrag der Nationalsozialisten auf eine Reise in ihren sicheren Tod geschickt.
Die Orte, zu denen sie gebracht wurden, haben Namen wie Auschwitz, Buchenwald, Ravensbrück, Dachau, Bergen-Belsen, Plaszow und so viele andere innerhalb ganz Europas.
An unserem Denkmal befinden sich rund herum Pflastersteine, auf denen namentlich jede dieser wahrgewordenen Höllen auf Erden verewigt ist, an denen so viele unserer Menschen den Tod fanden.
Und wir werden nicht zulassen, dass auch nur ein einziger Stein dieses Mahnmals auch nur annährend versetzt wird. Denn dieses Denkmal symbolisiert für so viele das Grab, das unsere Menschen nie bekommen haben. Es ist ein Mahnmal, dass daran erinnert, an welche Orte des Grauens sie über die Eisenbahnwaggons und Bahngleise der Deutschen Reichsbahn gebracht wurden.
Dass wir 75 Jahre später erfahren müssen, dass es ausgerechnet wieder Bahngleise sind, die das Gedenken an die ermordeten Sinti und Roma beschädigen, ist deshalb umso schmerzlicher.
Denn auch wir sind Staatsbürger der Bundesrepublik Deutschland und bekommen doch immer wieder auf geschichtsvergessene Art und Weise gezeigt, dass der Völkermord an unseren Menschen scheinbar vergessen werden soll und in diesem Land nicht allen Bürgern ein gleichwertiges Gedenken ihrer Toten zugestanden wird. Und es ist auch nicht nur ein Mahnmal für die Sinti und Roma dieses Landes, sondern gedenkt allen Sinti und Roma in ganz Europa und wir fragen uns ernsthaft, wie Sie die Beseitigung eines Trauerortes für Menschen auf gesamter europäischer Ebene rechtfertigen wollen. Die Initiative Sinti-Roma-Pride hat daher die Online-Petition ‚Das Mahnmal der ermordeten Sinti & Roma bleibt!‘ ins Leben gerufen (https://www.change.org/p/deutsche-bahn-ag-das-mahnmal-der-ermordeten-sinti-roma-bleibt). 6300 Menschen haben diese Petition bis heute unterschrieben. Die Unterschriften stammen nicht nur von uns Sinti und Roma, sondern von Bürgern aller Orte dieses Landes, die sich mit der Community der Sinti und Roma solidarisieren. Sie empfinden es ebenfalls als Schande, dass überhaupt der Gedanke gefasst wurde, das Denkmal anzutasten. Wir fordern daher von Ihnen, alles dafür zu tun, damit das Denkmal in seiner Gesamtheit erhalten bleibt. Dazu stehen Sie in Ihrer geschichtlichen Verantwortung. Werden Sie dieser Verantwortung nachkommen?

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Aktionsbündnis „Unser Denkmal ist unantastbar!“

Pressemitteilung, 07.07.2020

Berliner Verkehrssenatorin: Aktionsbündnis wird in künftige Gespräche über das Denkmal eingebunden

• Treffen des Aktionsbündnisses „Unser Denkmal ist unantastbar!“ mit der Berliner Verkehrssenatorin Günther
• Senatorin Günther spricht von „maximalem Schutz“, lehnt es jedoch ab, das Denkmal für Sinti und Roma zum „Zwangspunkt“ für die Bauplanungen zu erklären
• Das Aktionsbündnis wird Verhandlungspartner des Berliner Senats
• Protest gegen eine Beeinträchtigung des Denkmals für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas wird verschärft

Beim Gespräch mit Vertretern des Aktionsbündnisses „Unser Denkmal ist unantastbar!“ am späten Nachmittag des 06.07.2020 hat die Berliner Verkehrssenatorin Regine Günther ihre Bereitschaft bekundet, sich für einen
„maximalen Schutz“ des Denkmals für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas angesichts der geplanten Baumaßnahmen für die S21
einzusetzen.
Auch auf mehrfache explizite Nachfrage hin war die Verkehrssenatorin jedoch nicht bereit, das Denkmal zum sogenannten „Zwangspunkt“ für die Bauplanungen
zu erklären. Erst damit würde das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas in seiner Gesamtheit unangetastet bleiben.
Auch das Denkmal für die ermordeten Juden Europas ist ein solcher „Zwangspunkt“.

Der zugesicherte „maximale Schutz“ des Denkmals ist demnach nur relativ. Die Senatorin war nicht bereit, eine Garantie für den Schutz des Denkmals in seiner Gesamtheit abzugeben. Sollten sich Planungsvarianten, die das Denkmal nicht berühren, als nicht realisierbar erweisen, wäre das Denkmal erneut in Gefahr.
Doch wurde dem Aktionsbündnis „Unser Denkmal ist unantastbar!“ von der Senatorin zugesichert, an den künftigen Konsultationen zum Denkmal beteiligt zu werden. Ein nächster Gesprächstermin mit der Verkehrssenatorin und
Kultursenator Klaus Lederer wurde für August angesetzt.
Nachdem seit mehreren Wochen Gespräche des Senats von Berlin mit der Deutschen Bahn und dem Zentralrat Deutscher Sinti und Roma ergebnislos verlaufen sind und dabei sogar Kompromisslösungen in Betracht gezogen wurden, die eine jahrelange Beeinträchtigung und Beschädigung des Denkmals bedeuten würden, ist das Aktionsbündnis „Unser Denkmal ist unantastbar!“ an die Berliner Verkehrssenatorin als Bauherrin herangetreten.

Vertreten durch Romeo Franz, Mitglied des Europäischen Parlaments, und Alexander Diepold, Geschäftsführer der Hildegard Lagrenne Stiftung für Bildung, Inklusion und Teilhabe von Sinti und Roma in Deutschland, hat das Aktionsbündnis der Senatorin die Position der
überwältigenden Mehrheit der Sinti und Roma Deutschlands und Europas deutlich gemacht und auf die breite Unterstützung für das Aktionsbündnis „Unser Denkmal ist unantastbar!“ hingewiesen. Erst 37 Jahre nach Kriegsende hat die Bundesrepublik Deutschland als Rechtsnachfolgerin des Deutschen Reiches die nationalsozialistische Verfolgung der Sinti und Roma als Völkermord anerkannt. Es dauerte weitere 30 Jahre, bis das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas in
Berlin seiner Bestimmung übergeben werden konnte. Die von der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas betreuten nationalen Denkmäler zu Erinnerung an die nationalsozialistischen Verbrechen, zu denen auch das
Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma gehört, sind ein Grundpfeiler der Erinnerungskultur der Bundesrepublik Deutschland. Jede Beeinträchtigung des Denkmals würde diese Erinnerungskultur in Frage stellen und einen Angriff auf das gemeinsame Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus darstellen.

Wir appellieren an die Verkehrssenatorin, den Senat von Berlin und den Regierenden Bürgermeister, einen solchen Angriff auf die Erinnerungskultur und die Würde der im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma zu
verhindern und das Denkmal zum „Zwangspunkt“ für die Bauplanungen zu erklären.
Das Aktionsbündnis „Unser Denkmal ist unantastbar!“ wird diesen Appell durch Proteste und die Mobilisierung der nationalen, europäischen und internationalen Öffentlichkeit begleiten.
Das Aktionsbündnis „Unser Denkmal ist unantastbar!“ hat sich formiert, nachdem bekannt geworden war, dass Baumaßnahmen für die geplante S21 das Denkmal für
die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas massiv beeinträchtigen würden. Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma erklärte am 29. Mai 2020, dass eine solche Beeinträchtigung des Gedenkens „unvorstellbar“ sei.

Anders als der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma verteidigt
das Aktionsbündnis „Unser Denkmal ist unantastbar!“ diese Position ohne jede Einschränkung. Einen „Kompromiss“ kann es nicht geben. Das gesamte Denkmal ist unantastbar, nicht nur Teile des Denkmals. Das Zentrum des Denkmals besteht
aus einem schwarzen Becken, aber es ist ein Gedenkensemble, zu dem das Gedicht „Auschwitz“ des italienischen Rom Santino Spinelli sowie die Glaswände mit der Chronologie sowie Zitaten von Bundespräsident Roman Herzog und Bundeskanzler Helmut Schmidt ebenso gehören wie die in den Boden eingelassenen Steinplatten, die die Namen der Konzentrations- und Vernichtungslager sowie der
Erschießungsstätten tragen. Der israelische Künstler Dani Karavan hat dieses Denkmal auf einer Lichtung geschaffen, die Bäume ringsum sind Teil des Kunstwerks wie auch der Geigenton – das Stück „Mare Manuschenge“ (Unseren
Menschen) – des Künstlers, Europaabgeordneten und Sinto Romeo Franz, der auch dem Aktionsbündnis angehört.
Für die deutschen und für die europäischen Sinti und Roma ist dieser Ort der Trauer und des Gedenkens – und zwar das gesamte Gelände – unantastbar, umso mehr, als unsere während des Zweiten Weltkrieges von Deutschen und ihren
Helfern ermordeten Menschen kein Grab haben: Frauen, Männer und Kinder wurden, weil sie Sinti oder Roma waren, in Gruben erschossen und verscharrt oder in den
Gaskammern erstickt und anschließend in Krematorien verbrannt. Ihre Asche wurde in der Umgebung verstreut. Für viele deutsche Sinti ist das Denkmal ein symbolisches Grabmal: mulno – ein unverletzlicher Ort, der dem Andenken und der Ehre unserer Toten gewidmet ist. Es ist erschreckend, dass diese besondere Bedeutung des Denkmals bei den ursprünglichen Bauplanungen sowie auch in den bisherigen Gesprächen zwischen den beteiligten Akteuren in den
Hintergrund gedrängt wurde. Bereits am 12. Juni hat sich das von der Hildegard Lagrenne Stiftung und der RomnoKher gGmbH – Ein Haus Ein Haus für Kultur, Bildung und
Antiziganismusforschung koordinierte und zu diesem Zeitpunkt nur aus Selbstorganisationen von Sinti und Roma gebildete Aktionsbündnis „Unser Denkmal ist unantastbar!“ mit einem Brief an Senatorin Regine Günther gewandt.
In diesem Schreiben wurde zum ersten Mal die Forderung erhoben, das Denkmal einschließlich des Baumbestands zu einem „Zwangspunkt“ im Bauvorhaben zu erklären, der für den Verlauf der S-Bahn-Trasse maßgeblich sein muss. Unsere Ablehnung jeglicher Beeinträchtigung des Denkmals haben wir unmissverständlich zum Ausdruck gebracht: „Das ist unvorstellbar, es ist nicht hinnehmbar und nicht
verhandelbar!“ Seitdem wächst das von breiter Unterstützung getragene Aktionsbündnis „Unser Denkmal ist unantastbar!“ immer weiter an. Mehrere Landesverbände sowie viele regionale Vereine von Sinti und Roma aus Deutschland und anderen europäischen Ländern haben sich dem Aktionsbündnis angeschlossen. Ebenso sind die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, KZ-Gedenkstätten und Gedenkinitiativen sowie zivilgesellschaftliche und bürgerrechtliche Organisationen dem Aktionsbündnis „Unser Denkmal ist unantastbar!“ beigetreten.

Mehr als 30 Organisationen (Stand heute) sind Teil des wachsenden Aktionsbündnisses. Der Stiftungsrat der Hildegard Lagrenne Stiftung, dem u.a. die frühere
Bundestagspräsidentin Prof. Dr. Rita Süssmuth, der frühere SPDBundestagsabgeordnete Gert Weisskirchen, Romeo Franz MdEP und Doris Schröder-Köpf MdL angehören, richtete am 18. Juni den Aufruf „Nicht antasten! Das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma
Europas darf nicht durch neue Dispute beschädigt werden“ an die zuständigen Institutionen (Senat von Berlin, Deutsche Bahn, Präsidium des Deutschen Bundestags).
Der Bündnispartner Initiative Sinti-Roma-Pride hat über eine Online-Petition Tausende von Unterschriften gegen eine Beeinträchtigung des Denkmals gesammelt: https://www.change.org/p/deutsche-bahn-ag-das-mahnmal-derer…. Die Zahl der Unterschriften steigt ständig an.

Am 25. Juni ist das Aktionsbündnis „Unser Denkmal ist unantastbar!“ mit einer Presseerklärung an die Öffentlichkeit getreten, die über https://www.youtube.com/watch?v=QjBpsX28EEg&t bzw. https://www.youtube.com/user/romnokher in voller Länge zu sehen ist.

Die Auschwitzüberlebende Zilli Schmidt, die am 10. Juli – in dieser Woche! – 96 Jahre alt wird, sprach mit bewegenden Worten den meisten Sinti und Roma aus dem Herzen, als sie dabei erklärte: „Unser Denkmal darf nicht angefasst werden.
Wer das tut, der tötet unsere Menschen ein zweites Mal. Das ist eine große Schande, dass die Deutsche Bahn vergessen hat, dass die Reichsbahn unsere Menschen in die Gaskammern gefahren hat. Eine große Schande wäre das,
wenn unser Denkmal angefasst wird.“ Es schmerzt uns sehr, dass wir Zilli Schmidt nicht die gute Nachricht überbringen durften, dass das Denkmal gerettet ist. Zu einer solchen Garantie war die Verkehrssenatorin nicht bereit.

Der international bekannte israelische Künstler Dani Karavan, der gemeinsam mit dem Musiker und heutigen Europaabgeordneten Romeo Franz das Denkmal für die
im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas geschaffen hat, ließ bei der Presseerklärung am 25. Juni durch Romeo Franz sein Statement verlesen: „Das
Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma Europas in seiner gesamten Ausdehnung darf nicht berührt werden! Eine Straßenbahnlinie kann bewegt werden, aber kein Kunstwerk. Insbesondere im tatsächlichen Kontext rassistischer
Manifestationen wäre jede Beschädigung des Denkmals eine Verletzung der SintiRoma. Wenn jemand es wagt, einen Teil des künstlerischen Ensembles des Denkmals zu berühren, werde ich persönlich kommen und es mit meinem
Körper schützen, den Angreifer verklagen und einen internationalen Skandal darüber machen. Die Diskussion über eine mögliche Ausnahmeregelung schadet der Würde des Ensembles und muss sofort aufhören.“
Diese durch das Aktionsbündnis „Unser Denkmal ist unantastbar!“ initiierte und verbreitete Erklärung von Dani Karavan ist von der nationalen und internationalen
Presse seither vielfach aufgegriffen und zitiert worden. Dani Karavan erklärte auch seine Absicht, den israelischen Staatspräsidenten und die Weltöffentlichkeit einzuschalten.
Auch Alexander Diepold (HLS), Mario Franz vom Niedersächsischen Landesverband Deutscher Sinti, Romeo Franz MdEP, Verena Lehmann von der Initiative Sinti-RomaPride sowie Daniel Strauß von der RomnoKher gGmbH und dem Verband Deutscher Sinti und Roma, Landesverband Baden-Württemberg sprachen bei der Presseerklärung des Aktionsbündnisses am 25. Juni. Am Morgen des 26. Juni wurden die Inhalte der Presseerklärung in einer
Pressemitteilung über die Verteiler der Bündnispartner in der gesamten Bundesrepublik verbreitet. Dem Aktionsbündnis „Unser Denkmal ist unantastbar!“ ist es damit gelungen, öffentliche Aufmerksamkeit und politischen Druck zu
mobilisieren und einen Gesprächstermin mit Verkehrssenatorin Günther zu erwirken.

Der Berliner „Tagesspiegel“ berichtete am 26. Juni sowie erneut am 3. Juli über den Kampf des Aktionsbündnisses „Unser Denkmal ist unantastbar!“ für die vollständige
Erhaltung des Denkmals, die „Süddeutsche Zeitung“ in einem ausführlichen Beitrag am 4. Juli. In den unter diesem öffentlichen Druck am 26. Juni fortgeführten Gesprächen
zwischen dem Senat von Berlin, der Deutschen Bahn, dem Präsidium des Deutschen Bundestags und dem Zentralrat Deutscher Sinti und Roma reagierten die Beteiligten darauf und einigten sich auf die Prüfung einer neuen Trassenführung für die S21, die das Denkmal nicht beeinträchtigen würde. Doch war zwischenzeitlich bereits aus dem Bundestagspräsidium zu vernehmen, dass die erwogenen
Alternativen nicht realistisch seien. Zudem blieb die Möglichkeit einer späteren Kompromisslösung im Raum stehen, die zumindest einen Teil des Denkmals beschädigen würde. So hieß es in der Stellungnahme des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma vom 1. Juli, wenn „ein
Großteil des Geländes Baustelle wird, ist ein Gedenken am Ort nicht möglich“. Der Erhalt des Denkmals in seiner Vollständigkeit wird damit preisgegeben. Zudem
betonte der Zentralrat, zu einer „einvernehmlichen Lösung beitragen“ zu wollen, „die den Interessen der Minderheit Rechnung trägt ebenso wie den Interessen der
Berliner Bürgerinnen, für die die S21 ein wichtiger Teil des Verkehrsnetzes sein wird“.

Diese beiden „Interessen“ sind im Hinblick auf das Denkmal jedoch unvereinbar. Wachsender öffentlicher Druck von Sinti und Roma in den sozialen Netzwerken, durch Einrichtungen und Organisationen sowie auf der Straße machen deutlich, dass der Zentralrat in dieser Frage nicht den Anspruch erheben kann, für alle deutschen Sinti und Roma zu sprechen. Viele Äußerungen in den sozialen Netzwerken bringen auch die Rede auf einen „Ort der Information“, ein Museum oder Dokumentationszentrum in Berlin, für das der Zentralrat bereit wäre, die Unversehrtheit und Unantastbarkeit des Denkmals für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas zu opfern. Wie immer es sich damit verhält – das Aktionsbündnis „Unser Denkmal ist unantastbar!“ lehnt jeden Eingriff in das Denkmal ab und fordert den Zentralrat Deutscher Sinti und Roma auf, sich seiner Forderung und dem Aktionsbündnis anzuschließen.

Das Aktionsbündnis „Unser Denkmal ist unantastbar!“ erklärt unmissverständlich:
Das gesamte Denkmal, das gesamte Gelände und nicht nur „ein Großteil“ davon ist unantastbar! Das Gedenken an die vom nationalsozialistischen Deutschland ermordeten Sinti und Roma kann niemals gegen verkehrspolitische Interessen
aufgewogen werden. Das Aktionsbündnis „Unser Denkmal ist unantastbar!“ begrüßt die grundsätzliche Bereitschaft der Verkehrssenatorin, für einen maximalen Schutz des Denkmals zu sorgen, ebenso die Aufnahme des Aktionsbündnisses in die weiteren Verhandlungen.
Doch sind dies nur erste Schritte in Richtung einer Lösung.
Das Aktionsbündnis „Unser Denkmal ist unantastbar!“ wird das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma in seiner Gesamtheit verteidigen. Wir rufen alle Sinti und Roma unserer Republik und Europas ebenso wie alle Institutionen und alle Bürgerinnen und Bürger, denen das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus am Herzen liegt, auf, sich dem Aktionsbündnis anzuschließen und ihre Unterstützung gegenüber Verkehrssenatorin Günther, dem Senat von Berlin und ihren lokalen Bundestagsabgeordneten zum Ausdruck zubringen.

Mitglieder des Aktionsbündnisses „Unser Denkmal ist unantastbar!“ (Stand
06.07.2020):
Hildegard Lagrenne Stiftung für Bildung, Inklusion und Teilhabe von Sinti und Roma in Deutschland (Koordination)
RomnoKher gGmbH – Ein Haus für Kultur, Bildung und Antiziganismusforschung
(Koordination)

Romeo Franz, Mitglied des Europäischen Parlaments
Madhouse München gGmbH
Verband Deutscher Sinti und Roma, Landesverband Baden-Württemberg e. V.
Beratungsstelle für gleichberechtigte Teilhabe von Sinti und Roma, Mannheim
Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas
Niedersächsische Beratungsstelle für Sinti und Roma e. V.
Niedersächsischer Landesverband Deutscher Sinti e. V.
Maro Dromm Sui-Generis e. V.
Sinti & Roma Mittelweser e. V.
Niedersächsischer Landesverband Deutscher Sinti e. V.
Initiative Sinti-Roma-Pride
Lesben- und Schwulenverband Deutschlands (LSVD)
Freudenberg Stiftung
Rom e. V.
Fikri Anil Altintas, Schwarzkopf Stiftung Junges Europa
Lena Prötzel, Programmleitung, Schwarzkopf-Stiftung
Nermin Sali, Bremen
kairosis gemeinnützige UG
Landesverband Sinti und Roma Deutschland Köln e. V.
Sinti-Union Hessen e. V.
Landesverband der Sinti und Roma RomnoKher Thüringen e. V.
Stiftung niedersächsische Gedenkstätten
Kompetenzstelle gegen Antiziganismus (KogA) der Stiftung niedersächsische
Gedenkstätten
Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber e. V.
Gedenkinitiative Mahnmal Ravensburg e. V.
Nederlands Sinti platform
Freundeskreis Reiseplatz e. V.
SPD Waldhölzbach, Steve Braun
ADEFRA collective
Redaktionsgruppe No Country and No Land, Freiburg

Kontakt:
Daniel Strauß Alexander Diepold
RomnoKher gGmbH Hildegard Lagrenne Stiftung
B 7,16, 68159 Mannheim B 7,16, 68159 Mannheim
E-Mail: info@romnokher.de E-Mail: info@hildegard-lagrenne-stiftung.de






    

 

              

                          















 

 







 



 

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